Generationenmix am Arbeitsplatz – Wertevielfalt als Chance

In den nächsten Jahrzehnten wird der Anteil an jüngeren MitarbeiterInnen spürbar sinken. Als Folge dieses Wandels in der Arbeitswelt, der auch vor den Toren des Klinikalltags nicht Halt macht, werden die MitarbeiterInnen bereits heute länger im Arbeitsprozess gehalten als je zuvor und es arbeiten mehr Generationen gleichzeitig an einem Arbeitsplatz als früher. Die Werte, Denk- und Handlungsmuster von MitarbeiterInnen können - nicht zuletzt aufgrund des Altersunterschiedes - stark divergieren. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Anforderungen an den Arbeitsplatz, die Arbeitsinhalte und vor allem die Führung.

Aus Sicht der Personalentwicklung empfiehlt sich daher, einen Blick auf die Bedürfnisse und Ängste, Kompetenzen, Werte und Haltungen, aber auch auf die konkreten Erwartungen an die Arbeitswelt derjenigen zu werfen, die in den bevorstehenden Arbeitsprozess eintreten oder bereits ihre ersten Schritte im Erwerbsleben gesetzt haben. Die junge Generation agiert jedoch nicht allein im Arbeitsleben, sondern sie trifft auf MitarbeiterInnen anderer Generationen, mit denen sie in Austausch geht und auf deren Wertesystem derzeit noch viele betriebliche Abläufe beruhen.

Im täglichen Miteinander ist es wichtig - jenseits üblicher Klischees und Vorurteile - tiefer zu blicken und die Werte, Potenziale und Bedürfnisse der einzelnen Generationen anzuerkennen. Jede Generation hat ihre eigenen Spezifika und die individuellen Ansprüche zwischen den Generationen können differieren.
Während für die Wirtschaftswunder-Generation (1946–1955 geboren) Führung, Fairness, Arbeitsinhalt und Ansehen wichtig waren, legen die Baby-Boomer (1956–1965) neben Führung auch Wert auf Selbstbestimmung und Autonomie. Die Generation X (1966–1980) setzt hingegen auf Fairness, Sicherheit und Individualität, aber auch auf monetäre Vergütung. Die im Klinikalltag derzeit herausforderndsten Generationen sind die beiden jüngsten Generationen Y und Z.

Die Generation Y (1981 - 1995) auch „Nexters“ oder Internetgeneration genannt, verlangt nach Flexibilität, Spaß an der Arbeit, visionärer Führung mit klaren Vorgaben,  Anerkennung von Leistungen und – natürlich – Internetpräsenz. Die jüngste Generation Z (ab 1995) widmet sich beinahe ausschließlich der Kommunikation und Kooperation über das Internet. Die Generation Z ist jene Generation, die beinahe ausnahmslos in einer digitalen Welt aufgewachsen ist. Die Art und Weise, wie sie kommuniziert und wahrnimmt, ist eine völlig andere. Ihr selbstbewusstes Auftreten, ihre klare Trennung zwischen Beruflichem und Privatem, ihre Tendenz zum Individualismus und ihr ergebnisorientiertes Führungsverständnis bringen neue Umgangs- und Sichtweisen ins Berufsleben.

Die unterschiedlichen Werte der Generationen wirken sich auch auf die Einstellung zur Arbeit aus. Diese Vielfalt an Werten spiegelt sich am Arbeitsplatz wider und erfordert einen Dialog zwischen den Generationen, aber auch innerhalb der Generationen. Denn auch die einzelnen Generationen zeigen sich innerhalb der Gruppe heterogen. So weist beispielsweise die Generation Y unterschiedliche Alterstypen wie den kollektiven-solidarischen, hedonistischen, aktiv-leistungsorientierten und wertkonservativen Typ auf. Damit im betrieblichen Alltag eine generationenübergreifende Kooperation gelingen kann, ist es einerseits Aufgabe jedes Einzelnen, das eigene Sozialverhalten parallel zum beruflichen Engagement mit zu entwickeln und andererseits Aufgabe des Unternehmens, die nötigen Rahmenbedingungen bereit zu stellen.

Ein besonderes Augenmerk gilt zugleich der Führung von altersdiversen Teams. Denn mit MitarbeiterInnen von bis zu vier Generationen in der täglichen Arbeit umzugehen, stellt eine Führungskraft teils vor ganz neue Herausforderungen. Hier stellt sich vor allem die Frage, wie es den Führungskräften gelingen kann, die Stärken und Potenziale der verschiedenen Generationen zu wecken und erfolgreich zu führen. Sie sind zunehmend mehr gefordert, die Voraussetzungen für alle Generationen am Arbeitsplatz über die gesamte Erwerbsbiografie hinweg möglichst gut und effektiv zu gestalten.

Der Erhalt des Wissens sowie die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen spielen dabei eine zentrale Rolle. Generationale Bildungsmaßnahmen werden künftig einen noch wichtigeren Stellenwert in der Personalentwicklung einnehmen. Sie ermöglichen einen differenzierten Blick auf die Stärken der Jüngeren und der Älteren, helfen, die unterschiedlichen Lebenswelten verstehen zu lernen, und fördern darüber hinaus die teambasierte Zusammenarbeit zwischen den Generationen. Wechselseitiges Lernen und Verstehen motiviert: Gelingt es uns, Vorurteile abzubauen und in den Dialog zu gehen, dann ist der Generationenmix nicht nur eine Chance, sondern ein großer Gewinn.


Quelle: Generationenmix am Arbeitsplatz, gespag 2015 (vgl. Wohlrab, Freiburg, 2014)

Den Bildungskatalog der gespag.akademie finden Sie hier.

Text: Mag. (FH) Ursula Haider, Personalentwicklung & Bildungsmanagement, gespag.akademie, Oö. Gesundheits- und Spitals-AG (gespag), www.gespag.at

Kategorie: Artikel