Das Alter ist kein Abstellgleis

Zu den früher drei Lebensphasen der Menschen ist eine vierte hinzugekommen. Damit richtig umzugehen, müssen wir erst lernen.

Auf Grund der demographischen Entwicklung und der stark gestiegenen Lebenserwartung gibt es heute erstmals eine Phase des Freiraumes zwischen Arbeitsleben und Ruhestand, bei gleichzeitiger geistiger und körperlicher Vitalität. Diese neue 3. Lebensphase braucht ein neues Bewusstsein. Denn auch nach der Pensionierung benötigen die Menschen Herausforderungen und Lebenssinn.

Es ist wichtig, das Alter nicht als Abstellgleis, sondern als Möglichkeit zu begreifen. Dazu sind aber auch positive Rahmenbedingungen gesetzlicher Natur notwendig. An diesen fehlt es aber leider immer noch, da die Regierung die Diskussion über die Angleichung der Ruhensbestimmungen für ASVG-Pensionisten an jene für Beamte erst im heurigen Jahr wieder aufgenommen hat und Gleitzeitmodelle kaum umgesetzt werden. Ältere Menschen werden somit wirklich auf das Abstellgleis geschickt.

Es braucht ein neues Altersbild, welches die positiven Effekte dieser Lebensphase betont.

Die Chancen der 3. Lebensphase ergreifen
Setzt man sich mit Menschen in Pension intensiv auseinander, kommt sehr oft – nicht immer – eine Feststellung, die so ähnlich wie diese lauten kann: eigentlich geht es mir gut, ich habe alles, was ich zum Leben brauche, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Konkret gesagt: „es gibt niemanden, der mich braucht“. Mit anderen Worten heißt das, dass die Sinnfrage keine Antwort erhält. Hirnforscher sagen, dass aus diesem Grund viele Menschen im „Schwarzen Loch“ versinken und mit eigener Kraft nur sehr schwer herauskommen. Denn in dieser Phase werfen viele ihren langjährigen Bekannten, Freunden, Kunden und Geschäftspartnern vor, dass man sie nicht aus diesem schwarzen Loch herausholt. Und je mehr dieser Ruf verhallt, umso tiefer graben sie sich ein.

Der entscheidende Punkt ist, ob es vor dem Pensions-Übergang eine klare Lebensplanung gegeben hat. Dies ist der Zeitpunkt, wo man aus den drei Quellen…

  • Was habe ich gelernt?
  • Welche Erfahrungen habe ich gesammelt?
  • Was waren meine bisher unerfüllten Träume?


…ein neues Lebenskonzept gestalten kann. Einigen Menschen gelingt diese Planung, ohne dass sie dazu andere Menschen brauchen. Die meisten aber werden gute Freunde, Lebensberater, Coaches oder Seminarleiter brauchen, um mit dieser Planung tiefer zu gehen.

Die „Alten“ sind jünger als gedacht
Untersuchungen besagen, dass sich heute 60-Jährige um 13 Jahre jünger fühlen als es ihr tatsächliches Lebensalter ausdrückt. Aber sie machen keine Anstrengungen, dem ehemals gespeicherten Bild von Lebensjahren zu entsprechen. Sie probieren einfach etwas aus, sie merken, dass sie noch immer Leistungen erbringen können, an die ihre Großeltern zu diesem Zeitpunkt nicht einmal denken konnten. Und sie verhalten sich dementsprechend.

Wir haben sozusagen die Chance, uns nach den Lebensjahren zu verhalten oder diese mehr oder minder zu negieren und zu tun, was möglich ist. Ob diese nun die Besteigung eines hohen Berges ist oder die schon lange aufgeschobene Firmengründung, eine bestimmte Sportart oder eine wissenschaftliche Arbeit: Sie probieren es, sie fordern sich heraus, sie werden dadurch jünger und gesünder. Eine Studie der Universität Zürich mit 21.000 Versicherungsdaten österreichischer Arbeitnehmer, die von ihnen ausgewertet wurden, ergaben interessante Resultate. Es zeigte sich, dass diejenigen Menschen, die sich von jeder Herausforderung fernhalten, ihr Leben pro Jahr um fast zwei Monate verkürzen. Oder umgekehrt formuliert: wer sich selbst fordert und engagiert, bekommt pro Lebensjahr 2 Monate dazu geschenkt. Und fühlt sich gesünder.

Wir haben die Wahl, uns zu entscheiden, wie wir mit unserem Leben und unserer Zukunft umgehen.
In einer RoundTABLE Diskussion der ACADEMIA SUPERIOR gemeinsam mit dem Netzwerk Humanressourcen wurde am 8. November 2016 mit alten Mythen aufgeräumt und aktiv „Senior Retention“ als Zukunfsthema bearbeitet.

Kategorie: Blog Wissenschaftliche Arbeiten